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Bitte um Vorsicht: Der Buddha hat die Sprachbilder in diesem Sutra überaus drastisch gewählt. Sie können verstörend wirken.

Doch sie drängen dadurch Nonnen und Mönche, eine besondere Achtsamkeit auf die Nahrung zu lenken.

Die Deutung der Metaphern ist nicht eindeutig geklärt. Ideen und Einsichten dazu gerne unten in die Kommentare schreiben. Vielen Dank dafür im Voraus.


So habe ich gehört:

Diese Lehre wurde in Savatthi erteilt. Der Buddha wandte sich an seine Mönche und sagte:

»Mönche, es gibt vier Arten der Nahrung, die Lebewesen nähren und das Entstehen von Lebewesen möglich machen. Welches sind diese vier Arten?

Es gibt die Nahrung, die wir durch den Mund aufnehmen. Dies ist »essbare Speise«, und sie kann grob oder fein sein. Zweitens gibt es die Nahrung »Sinneseindruck«. Drittens gibt es die Nahrung »Willenskraft« oder »Verlangen« und viertens gibt es die Nahrung »Bewusstsein«.

Nahrungsformen Buddhismus

Wie können wir »essbare Speise« beschreiben?

Nehmen wir an, ein Elternpaar würde mit seinem einzigen Kind und wenig Vorrat an Lebensmitteln zu einer Reise durch die Wüste aufbrechen. Ihren einzigen Sohn, den sie mit sich nehmen, lieben sie sehr.

Unterwegs geht ihnen der kleine Vorrat an Lebensmitteln aus, und sie sind völlig erschöpft vor Hunger. Vermutlich werden sie die Wüste nicht lebend verlassen können. Deshalb fassen sie folgenden Entschluss:

»Das bisschen Nahrung, das wir hatten, ist aufgebraucht, und unsere mühsame Reise ist noch nicht zu Ende. Warum töten wir nicht unseren einzigen Sohn, den wir so lieben, und salzen das Fleisch, wenn es trocken ist, so dass wir es essen können? Auf diese Weise werden wir die Kraft haben, die Wüste zu verlassen, und keiner von uns wird sterben.«

So kam es, dass die Eltern ihren einzigen Sohn töteten, den sie so liebten. Sie aßen das getrocknete und mit Salz gepökelte Fleisch und schafften es, ihre Reise zu beenden. Doch als sie das Fleisch gegessen hatten, schlugen sie sich an die Brust und weinten: »Wo ist unser einziger Sohn, unser geliebter Sohn?«

Warum, ihr Mönche, haben sie diese Speise wohl zu sich genommen? Taten sie es aus Vergnügen oder zu ihrem Genuss? Wollten sie sich verwöhnen, sich trösten oder vor sich selbst fliehen?«

»Nein, verehrter Lehrer.«

»Nahmen sie diese Speise als Unterstützung zu sich, um die Wüste verlassen zu können?«

»Ja, verehrter Lehrer.«

vater und mutter essen in der wüste

»Ich schlage vor, dass ihr ›essbare Speise‹ auf diese Weise anseht. Wenn ihr das rechte Verständnis habt von den Speisen, die ihr zu euch nehmt, dann habt ihr auch das rechte Verständnis von den Fünf Arten des Verlangens.

Wo rechtes Verständnis von den Fünf Arten des Verlangens ist, gibt es die geistigen Gebilde nicht mehr, die den Übenden fesseln und zur Wiedergeburt im Bereich des Verlangens führen.

Wie können wir die Nahrung »Sinneseindruck« beschreiben?

Nehmen wir an, da ist eine Kuh, die den größten Teil ihrer Haut verloren hat. Wenn die Kuh sich an eine Lehmmauer lehnt, werden all die kleinen Wesen, die in der Mauer leben, kommen und das Fleisch der Kuh fressen.

kuh mit insekten auf der haut an lehmmauer

Dasselbe geschieht, wenn die Kuh sich an einen Baum lehnt. Ginge die Kuh ins Wasser, würden all die kleinen Wesen, die im Wasser leben, kommen und das Blut der Kuh aussaugen. Und wenn die Kuh der Luft ausgesetzt wäre, würden all die Wesen, die in der Luft leben, kommen und sich von der Kuh ernähren.

Ich empfehle euch, auf diese Weise die Nahrung »Sinneseindruck« anzusehen. Wenn ihr die Nahrung »Sinneseindruck« richtig versteht, werdet ihr die Drei Arten der Gefühle richtig verstehen. Nichts weiter hat die edle Übende zu tun, als die Drei Arten der Gefühle zu verstehen.

Wie können wir die Nahrung »Willenskraft« beschreiben?

Nehmen wir an, da wäre eine Grube, so tief wie ein Mann groß ist, gefüllt mit rauchfreier, glühend heißer Holzkohle. Ein Mann steht neben der Grube; er gehört zu jenen, die leben und niemals sterben wollen. Er sehnt sich danach, glücklich zu sein, und möchte sich nie unwohl fühlen. Da packen ihn zwei starke Männer an den Armen und zerren ihn zu der Grube.

Mann in Grube mit brennenden Kohlen

In diesem Moment ist es sein größter Wunsch, seine tiefste Absicht und sein Verlangen, weit entfernt von der Grube zu sein. Er weiß sehr wohl, dass der Fall in die Grube seinen Tod bedeuten würde; es gäbe für ihn nur Tod und Schmerz.

Auf diese Weise, ihr Mönche, solltet ihr die Nahrung »Willenskraft« ansehen. Wenn die Nahrung »Willenskraft« richtig verstanden wird, werden auch die Drei Arten des Begehrens richtig verstanden. Nichts weiter hat der edle Übende zu tun, als die Drei Arten des Begehrens richtig zu verstehen.

Wie können wir die Nahrung »Bewusstsein« beschreiben?

Nehmen wir an, jemand hat ein schweres Verbrechen begangen, wird gefangen genommen und vor den König gebracht. Die Leute sagen: »Dieser Mann hat ein sehr schweres Verbrechen begangen. Eure Majestät möge ihm die Strafe auferlegen, die Ihr für angemessen haltet.«

König fällt ein Urteil über Verbrecher

Der König denkt über die angemessene Strafe nach und antwortet: »Bringt den Mann am Morgen hinaus und durchbohrt ihn mit einhundert Messern.«

Morgens bringen sie ihn hinaus und durchbohren ihn mit einhundert Messern. Gegen Mittag fragt der König: »Was ist mit dem Mann geschehen?«

»Er lebt noch, Eure Majestät.«

»Dann solltet ihr ihn zur Mittagszeit mit einhundert Messern durchbohren.«

Zur Mittagszeit bringen sie ihn hinaus und durchbohren ihn mit einhundert Messern. Gegen Abend fragt der König: »Was ist mit dem Mann geschehen?«

»Er lebt noch, Eure Majestät.«

»Dann solltet ihr ihn am Abend mit einhundert Messern durchbohren.«

Und so wird er am Abend mit einhundert Messern durchbohrt.«

Was meint ihr, Mönche? Würde dieser Mann, der an einem Tag dreimal von einhundert Messern durchbohrt wurde, großen Schmerz und Qual empfinden?«

»Verehrter Lehrer, nur einmal von einhundert Messern durchbohrt zu werden, ist Grund genug für großes Leiden und tiefe Qual, ganz zu schweigen von drei Malen.«

anuradha sutta

»Ich empfehle euch, ihr Mönche, auf diese Weise die Nahrung ›Bewusstsein‹ anzusehen. Wenn die Nahrung ›Bewusstsein‹ richtig verstanden wird, werden Name und Form richtig verstanden.

Nichts weiter braucht der edle Übende zu tun, als Name und Form richtig zu verstehen.«

Puttamamsa Sutta, Samyutta Nikaya 12, 63


Weitere Übersetzungen und Hinweise zu Textparallelen hier bei www.suttacentral.net.


Zum Weiterlesen:

Sutra über die Liebende Güte (Metta)

Sutra über die vier Verankerungen der Achtsamkeit

Sutra über das bewusste Ein- und Ausatmen

Sutra über das große Glück

Sutra über das Zufluchtnehmen in sich Selbst


Quellen

Die obige, deutsche Übersetzung nach Zen Meister Thich Nhat Hanh wurde veröffentlicht im Buch: »Der Buddha sagt«.


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Auf Englisch ist es zudem verfügbar im Buch; »Chanting from the heart Vol 1: Sutras and Chants«:


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mönch gibt magisches objekt an Menschen über einen Bildschirm
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