Das Metta-Sutta ist ein Klassiker des Buddhismus, über die Praxis der bedingungslosen Liebe.
Grundsätzlich liest der Text sich als ein Manifest gegen jede Form von Feindseligkeit.
Er spricht sich für Gutmütigkeit allem gegenüber aus – bedingungslos.
Metta-Praxis zielt darauf ab, den Geist von Übelwollen, Angst und Böswilligkeit zu befreien.
Ärger und Ängste können geschwächt und schließlich überwunden werden.
Durch die Metta-Praxis soll es gelingen können, völligen Frieden zu finden.
Inhalt
Die Abschnitte des Metta-Sutras
Der Text gliedert sich in vier Teile.
- Zu Beginn werden die Personen beschrieben, für die der Text gedacht ist.
- Dann folgt die Beschreibung der Metta-Praxis: Gute Wünsche, Fürbitten und Segnungen, die sich auf alle Lebewesen beziehen.
- Im dritten Teil folgen dann Absichtserklärungen und Wünsche, die sich auf den oder die Übenden beziehen.
- Abschließend wird in Aussicht gestellt, durch diese Übung ins Nirvana zu gelangen.
Das Sutra wird in der Regel von buddhistischen Nonnen und Mönchen auch deshalb rezitiert, weil von ihm eine Schutzwirkung ausgehen soll.
Die Auswirkungen der Metta-Übung
In einem anderen buddhistischen Text werden die positiven Auswirkungen der Metta-Meditation genau beschrieben (Aṅguttara Nikaya 11.15).
Die Metta-Praxis hat folglich folgende Auswirkungen:
- Man schläft friedlich;
- man erwacht friedlich;
- hat keine bösen Träume;
- ist den Menschen lieb;
- ist den übermenschlichen Wesen lieb;
- die Gottheiten schützen einen;
- Feuer, Gift und Waffen können einem nicht schaden;
- schnell sammelt sich der Geist;
- der Gesichtsausdruck ist heiter;
- man hat einen unverstörten Tod.
Der ursprüngliche Text stammt aus dem Pali-Kanon und es gibt viele Übersetzungen, die sich alle ein wenig voneinander unterscheiden.
Die folgende Übersetzung von Thich Nhat Hanh ist modern, frei und dadurch leichter zu verstehen.
Daher hier die englische Version des Metta Suttas nach Thich Nhat Hanh und daneben die deutsche Übersetzung:
Über die Liebe – Discourse on Love (Thich Nhat Hanh)
Deutsch:
Teil 1 |
Englisch: |
Alle, die nach Frieden streben, mögen aufrichtig und zurückhaltend sein und sich in liebevollem Sprechen üben.
Sie sollen wissen, wie man einfach und glücklich lebt, ruhig und aufmerksam, ohne allzu begierig zu sein und sich von den Gefühlen der Allgemeinheit ablenken zu lassen. Mögen sie nichts tun, was weise Menschen ablehnen könnten. |
He or she who wants to attain peace should practice being upright, humble, and capable of using loving speech.
He or she will know how to live simply and happily, with senses calmed, without being covetous and carried away by the emotions of the majority. Let him or her not do anything that will be disapproved of by the wise ones. |
Teil 2: Die Metta-Praxis: Gute Wünsche äußern. | |
(Und auf dies besinnen sie sich:)
Mögen alle Wesen zufrieden und sicher sein; mögen alle sich von ganzem Herzen freuen. Mögen alle Wesen beschützt und in Frieden leben: Schwache und Starke, Große und Kleine, Breite und Schmale, Unsichtbare und Sichtbare, Nahe und Ferne, bereits Geborene und noch zur Welt Kommende. Mögen alle Wesen in perfekter Gelassenheit leben. Möge keiner einem anderen Schaden zufügen. Möge keiner das Leben eines anderen in Gefahr bringen. Möge keiner aus Wut oder Böswilligkeit heraus anderen ein Unheil wünschen. |
(And this is what he or she contemplates:)
May everyone be happy and safe, and may all hearts be filled with joy. May all beings live in security and in peace — beings who are frail or strong, tall or short, big or small, invisible or visible, near or faraway, already born,or yet to be born. May all of them dwell in perfect tranquility. Let no one do harm to anyone. Let no one put the life of anyone in danger. Let no one,out of anger or ill will, wish anyone any harm. |
Teil 3 | |
Genau wie eine Mutter ihr einziges Kind liebt und mit dem eigenen Leben beschützt, mögen wir grenzenlose Liebe entwickeln und sie allen Wesen im gesamten Kosmos spenden.
Möge unsere grenzenlose Liebe alles Sein erfüllen, oben, unten und ringsum. Möge unsere Liebe keine Hindernisse kennen. Mögen unsere Herzen völlig frei sein von Hass und Feindseligkeit. Egal, ob stehend oder gehend, sitzend oder liegend, solange wir wach sind, mögen wir die allumfassende Liebe in unseren Herzen bewahren. Das bedeutet, glücklich zu leben. |
Just as a mother loves and protects her only child at the risk of her own life, cultivate boundless love to offer to all living beings in the entire cosmos.
Let our boundless love pervade the whole universe, above, below, and across. Our love will know no obstacles. Our heart will be absolutely free from hatred and enmity. Whether standing or walking,sitting or lying, as long as we are awake, we should maintain this mindfulness of love in our own heart. This is the noblest way of living. |
Teil 4 | |
Frei von Missverständnissen, frei von Gier und Begehren, aufrichtig lebend und mit großem Verständnis führt der Weg der grenzenlosen Liebe sicher hinaus aus dem Kreislauf von Geburt und Tod.
Etena sacca vajjena sotthi te hotu sabbada. [wiederhole dreimal] [Durch die Kraft dieser Worte, möge es dir ewig gut gehen.] |
Free from wrong views, greed, and sensual desires, living in beauty and realizing Perfect Understanding, those who practice boundless love will certainly transcend birth and death.”
Etena sacca vajjena sotthi te hotu sabbada. [repreat three times] [By the firm determination of this truth, may you ever be well.] |
Metta Sutta, Sutta Nipata 1.8 |
Metta Sutta: Deutsche Übersetzungen
Nun noch zwei weitere Übersetzungen nebeneinander gestellt:
Einmal eine klassische – auf der rechten Seite – und dann noch eine etwas modernere Version links davon.
Beide Übersetzungen halten sich nah am Original aus dem Pali-Kanon, was gut ist – das Verständnis und den Lesefluss jedoch erschwert.
Teil 1: Ansprache (Verse 143–145) | |
Dies soll erwirken, wer des Heiles kundig
Und wer die Friedens-Stätte zu verstehen wünscht: Stark soll er sein und aufrecht, aufrecht voll und ganz. Zugänglich sei er, sanft und ohne Hochmut. Genügsam sei er und sei leicht befriedigt, Nicht viel geschäftig und bedürfnislos. Die Sinne still, und klar sei der Verstand, Nicht dreist, nicht gierig, geht er unter Menschen. Auch nicht im Kleinsten soll er sich vergehen, Wofür ihn andere, Verständige, tadeln möchten. |
Wem klar geworden, dass der Frieden des Geistes das Ziel seines Lebens ist,
der bemühe sich um folgende Gesinnung: Er sei stark / aufrecht und gewissenhaft / freundlich / sanft und ohne Stolz. Genügsam sei er / leicht befriedigt / nicht viel geschäftig und bedürfnislos. Die Sinne still / klar der Verstand / nicht dreist / nicht gierig sei sein Verhalten. Auch nicht im Kleinsten soll er sich vergehen / wofür ihn Verständige tadeln könnten. |
Teil 2: Fürbitten für alle Wesen (Verse 145-148) | |
Sie mögen glücklich und voll Frieden sein,
Die Wesen alle! Glück erfüll‘ ihr Herz! Was es an Lebewesen hier auch gibt, Die schwachen und die starken, restlos alle; Mit langgestrecktem Wuchs und groß an Körper, Die mittelgroß und klein, die zart sind oder grob. Die sichtbar sind und auch die unsichtbaren, Die ferne weilen und die nahe sind, Entstandene und die zum Dasein drängen, – Die Wesen alle: Glück erfüll‘ ihr Herz! Keiner soll den anderen hintergehen; Weshalb auch immer, keinen möge man verachten Aus Ärger und aus feindlicher Gesinnung Soll Übles man einander nimmer wünschen! |
Mögen alle Wesen glücklich sein und Frieden finden.
Was es auch an lebenden Wesen gibt: ob stark oder schwach / ob groß oder klein / ob sichtbar oder unsichtbar / fern oder nah / ob geboren oder einer Geburt zustrebend – mögen sie alle glücklich sein. Niemand betrüge oder verachte einen anderen. Aus Ärger oder Übelwollen wünsche man keinem irgendwelches Unglück. |
Teil 3: Absichten und Wünsche (Verse 149–151) | |
Wie eine Mutter ihren eigenen Sohn,
Ihr einzig Kind mit ihrem Leben schützt, So möge man zu allen Lebewesen Entfalten ohne Schranken seinen Geist! Voll Güte zu der ganzen Welt Entfalte ohne Schranken man den Geist: Nach oben hin, nach unten, quer inmitten, Von Herzens-Enge, Hass und Feindschaft frei! Ob stehend, gehend, sitzend oder liegend, Wie immer man von Schlaffheit frei, Auf diese Achtsamkeit soll man sich gründen. Als göttlich Weilen gilt dies schon hienieden. |
Wie eine Mutter mit ihrem Leben ihr einzig Kind beschützt und behütet /
so möge man für alle Wesen und die ganze Welt ein unbegrenzt gütiges Gemüt erwecken: ohne Hass / ohne Feindschaft / ohne Beschränkung nach oben / nach unten und nach allen Seiten. Im Gehen oder Stehen / im Sitzen oder Liegen / entfalte man eifrig diese Gesinnung: Dies nennt man Weilen im Heiligen. |
Teil 1 Auswirkung der Übung (Vers 152) | |
In falscher Ansicht nicht befangen,
Ein Tugendhafter, dem Erkenntnis eignet, Die Gier nach Lüsten hat er überwunden Und geht nicht ein mehr in den Mutterschoß. (Quelle: 1) |
Wer sich nicht an Ansichten verliert /
Tugend und Einsicht gewinnt / dem Sinnengenuss nicht verhaftet ist – für den gibt es keine Geburt mehr. (Quelle: 2) |
Quellen:
- http://www.palikanon.com/khuddaka/sn/sn_i08_152.html
- http://www.buddhistische-gesellschaft-berlin.de/downloads/mettavimalo06.pdf
Zum Weiterlesen:
Ausführliche Anleitung zur Metta-Meditation.
Auswirkungen von Metta-Praxis.
Verschiedene Sutras zum Thema Metta auf Englisch.
Metta-Praxis für sich selbst und für andere.
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